Heita! Willkommen zu meiner neuen Sendung, die ganz der Musik Südafrikas gewidmet ist.
Südafrika verfügt über eine enorm reichhaltige Musiktradition. Im Zentrum meiner Sendereihe steht der Jazz, aber auch Kwela, Marabi, Mbaqanga wie auch Funk und Soul werden erklingen.
Jazzfans mögen Abdullah Ibrahim (früher: Dollar Brand) ein Begriff sein, der Trompeter Hugh Masekela, der sich längst dem Pop zugewandt hat, oder Exilanten wie Chris McGregor und seine Blue Notes oder sein grösseres Orchester, die Brotherhood of Breath, in denen u.a. Dudu Pukwana, Mongezi Feza, Harry Miller oder Louis Moholo mitwirkten.
Doch wird es weniger um diese klingenden Namen gehen als darum, Musik vorzustellen, die hierzulande kaum bekannt ist, aber mit ihrem Groove und ihrer mitreissenden Kraft auch heute noch zu begeistern vermag. Umso erstaunlicher, betrachtet man die widrigen Umstände, die im Südafrika der Apartheid herrschten. Doch ganz ähnlich wie beim Blues wohnt auch dem Jazz und den artverwandte Musikrichtugen Südafrikas oftmals eine zelebrierende und zugleich eine klagende Seite inne.
Dass gerade über den Exilanten eine Art Fluch zu herrschen schien und viele von ihnen viel zu früh verstarben, gehört auch dazu. Ibrahim kehrte hie und da und in den Neunzigern endgültig zurück, Moholo ist weiterhin sehr aktiv, andere wie Makaya Ntshoko sind noch unter uns aber leben sehr zurückgezogen.
No Problem Saloon – nach diesem Song- und Albumtitel des Duos OY ist meine dritte Sendereihe benannt:
I would like to invite you to the No Problem Saloon
It is just a place full of no problems
Put on your dancing shoes in the No Problem Saloon
Ein Konzept gibt es für diese Sendungen nicht – es werden Tracks aus der ganzen Welt zusammengestellt; aufgrund meiner Vorlieben wird der Schwerpunkt bei Musik aus dem afrikanischen Kontinent bestehen, aber auch Kubanisches oder Brasilianisches wird erklingen, französisches Chanson oder italienischer Pop.
Der Schwerpunkt mag auf der Tanzbarkeit liegen (ich genehmige mir derweil einen Whisky an der Bar), aber es soll durchaus auch Platz für das eine oder andere »Schwierige« geben, vielleicht sogar mal für Neue Musik. Time will tell ...
The Sound of Surprise!
Dem Jazz ist meine Sendung gypsy goes jazz gewidmet, der Musik, die um die vorletzte Jahrhundertwende in den Vereinigten Staaten entstand und sich im Verlauf der Jahrzehnte stark entwickelte und wandelte. Die Musiker aus New Orleans zogen den Mississippi hoch, um in Chicago, der windy city, Platten aufzunehmen. Neue Musiker verfielen dem Jazz, entwickelten ihre eigenen Spielweisen. In der Swing-Ära ab 1935 wurde der Jazz zur Pop-Musik, die grossen Big Bands spielten in riesigen Ballsälen zum Tanz auf, der Jazz eroberte die Metropolen und die Nachtclubs. Dann kam der zweite Weltkrieg, das grosse Big-Band-Sterben. Eine neue musikalische Strömung ging von der New Yorker 52nd Street aus: der Bebop.
Mit dem modernen Jazz verlegte sich der Fokus vom Tanz auf das Zuhören - die Musik wurde anspruchsvoller, zur Bühne wurden kleinere Clubs. Der aufkommende Rock'n'Roll setzte dem Dasein des Jazz als Populärmusik ein Ende. Doch im New York der Vierziger- und Fünfzigerjahre konnte man am selben Abend alte New Orleans-Musiker, den Chicago Jazz oder Dixieland eines Eddie Condon, Swing-Combos oder Bebop-Musiker hören. Der Jazz blieb lebendig, eine Reihe von kleinen unabhängigen Plattenlabeln hatte seit den frühen Vierzigern damit begonnen, die Musik in all ihren Facetten zu dokumentieren: Commodore, Keynote, Savoy, Blue Note, Prestige oder Riverside, um nur ein paar der prominentesten zu nennen.
Miles, Max, Mingus, Trane, Monk, Sonny, Ornette und all die anderen
Mich hat der Jazz in den ersten Teenagerjahren gepackt und seither nicht mehr losgelassen. Die Reise begann mit Alben wie Somethin' Else von Cannonball Adderley, Milestones und Workin' with the Miles Davis Quintet, Art Blakeys Moanin', Freddie Redds The Connection, Jimmy Smiths Back at the Chicken Shack, den Prestige- und Atlantic-Alben von John Coltrane, aber auch mit Abdullah Ibrahims African Marketplace und Amandla von Miles Davis. Ich zog immer weitere Kreise - vom Hard Bop zur Avantgarde, aber auch zurück zum Bebop und Cool, zu Sonny Rollins, Max Roach, Eric Dolphy, Charles Mingus, Ornette Coleman, Cecil Taylor, Albert Ayler, Archie Shepp, zu Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Bud Powell, Thelonius Monk, Lennie Tristano. Musiker wie Kenny Dorham, Hank Mobley, Johnny Griffin, der früh verstorbene Pianist Sonny Clark oder der vergessene Trompete Tony Fruscella zählen heute noch zu meinen Lieblingsmusikern.
Nach einigen Jahren, in denen ich mich mehr der Avantgarde - auch der europäischen: Peter Brötzmann, Irène Schweizer, Evan Parker, Derek Bailey - gewidmet hatte, reifte die Erkenntnis, dass ich mich als guter Historiker auch vermehrt den Anfängen des Jazz widmen sollte. Längst hatte Lester Young mit tief berührt, längst war ich Billie Holiday verfallen, hatte die Big Bands von Duke Ellington, Count Basie und Jimmie Lunceford für mich entdeckt. Doch schon bei Louis Armstrong reichte mein Horizont nicht über die famosen Hot Fives und Hot Seven hinaus, Sidney Bechet, Earl Hines und andere frühe Jazzmusiker waren für mich weitgehend unerforschtes Territorium. So weiteten sich die Kreise, die am anderen Ende des Spektrums natürlich bis in die Gegenwart hinein reichten - denn auch Konzertbesuche trugen bei, dass meine Faszination für den Jazz in all den Jahren noch wuchs. Shirley Horn, Randy Weston, Lee Konitz, Sonny Rollins, Rhoda Scott, McCoy Tyner, Colin Vallon, Matana Roberts, Ahmad Jamal, Irène Schweizer, Elina Duni, Henry Threadgill, Anthony Braxton, das Sun Ra Arkestra unter Leitung von Marshall Allen oder Sheila Jordan bescherten mir unvergessliche musikalische Erlebnisse.
gypsy goes jazz
Als ich mich vor einigen Jahren im Forum des deutschen RollingStone anmeldete, wählte ich einen Alias, der einem Song meiner liebsten Rock'n'Roll-Gruppe entlehnt ist, The Band. Dass vor allem die Jazz-Ecke des Forums meine Aufmerksamkeit bündeln sollte, hätte ich mir allerdings denken können.
Die Sendungen stehen jede für sich, sie widmen sich einzelnen Aspekten zeitlicher, stilistischer, geographischer oder musikalischer Natur. Und doch bauen sie auch alle aufeinander auf. So soll der genaue Blick auf das Einzelne gerade dabei helfen, den Blick aufs Ganze zu schärfen. Wie bei einer Zwiebel soll die Sendung Schicht um Schicht wachsen und versucht dabei, ein Netz zu spinnen, Einflüsse und Entwicklungen zu verfolgen und Verbindungen herzustellen.
Nachdem die Sendung seit Anfang 2015 meist jeden ersten Donnerstag im Monat um 22 Uhr lief, erklingt sie aktuell regelmässig jeden zweiten Dienstag im Monat, weiterhin um 22 Uhr. Weitere Termine zwischendurch entnehmt Ihr bitte dem Sendeplan.
Übersicht über kommende und bisherige Sendungen
Meine anderen Sendereihen:
Knuffelchens Knopfkistl? Um was gehts da?
Vorweg: Meine Mama war Schneidermeisterin. Und wann immer es ging, habe ich ihr einzelne Knöpfe (der Kundinnen) gemopst, die mir besonders gut gefallen haben. Sei es wegen des Materials, der Farbe oder der Form. Die habe ich in meinem Knopfkistl gesammelt und immer wieder betrachtet und mich daran erfreut.
Im Prinzip mache ich es heute mit der Musik nicht anders. Jedes Stück, das mir besonders gut gefällt, sammle ich ich einem kleinen virtuellen "Kistl" und höre die Stücke immer und immer wieder...
... bis es mir zu den Ohren rauskommen müsste. Tut es aber meist nicht. Und die Stücke, die diese Dauerhörprobe überstanden haben, landen dann irgendwann in einer Radiosendung für Euch. Tendenziell wohl eher alles aus der rockigen Richtung. Meine Ohren vertragen leider fast nichts anderes.
Viel Spaß!
Die Playlisten der vergangenen Sendungen: Was lief? Wer spielte wann was? Zum Nachlesen, oder auch nur, um sich einen speziellen DJ mal vorzunehmen.
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